Man hört immer wieder, dass Leute Kanada viel schöner und entspannter finden als die USA. Uns geht es nicht so, als wir die kanadische Grenze hinter uns lassen. Es wirkt, als würden wir die
französische Grenze nach Lothringen überfahren. Die Häuser sind weniger geschmackvoll, die Landschaft ist recht neutral, es gibt viel Industrie. Quebec City stimmt uns versöhnlicher. Die Altstadt
ist, wie wir erwartet haben total gemütlich mit ihren kleinen Steinhäuschen, Boutiquen und französischen Cafes. In den Gassen hören wir stundenlang den genialen Straßenmusikern zu. Der
Blick vom Plateau vor dem Chateau Frontenac aus, über den St. Laurent Strom und der gegenüberliegende Ile d Órleans, ist gigantisch und lässt erahnen wieviel Lebensqualität die Stadt
besitzt. Etwas außerhalb der Altstadt haben wir zum ersten mal ein Hotel – und was für eins. Es ist mehr ein
B&B. Der ältere Herr, der uns beherbergt hat sein Haus in ein ArtDeco- Museum verwandelt. Der pensionierte Journalist hatte sein halbes Leben im Orient verbracht. Aus diesem Grund trägt
er zuhause ausschließlich orientalische Gewänder. Nach zehn Minuten Fahrt erreichen wir die landwirtschaftlich geprägte Ile d`Orleans, eine ziemlich große Insel im St. Lorenz Strom.
Die Strecke nach Tadoussac ist wahnsinnig schön. Drei Stunden kurven wir am St. Lorenz Strom entlang, der kurz hinter Quebec die breite eines Meeres annimmt oder schon zum Meer geworden ist!? Wir
fragen uns die ganze Fahrt über, wo der Fluss aufhört Fluss zu sein und wo das Meer anfängt. Die Straße nach Tadoussac ist wirklich spannend, bietet immer wieder spektakuläre Weitblicke und wird
irgendwann vom Saguenay Fjord unterbrochen. Von der kostenlosen Autofähre aus sehen wir schon warum wir hier sind. Der Krillreichtum lockt eine riesige Population von Walen an. Belugas,
Finnwalen und Buckelwale tummeln sich hier nur wenige Meter vor den Ufern. Die ersten sehen wir schon ohne Whalewatching-Tour vom Strand aus. Das Whalewatching lassen wir uns trotzdem nicht
nehmen und es lohnt sich wirklich. Vor vielen Jahren habe ich tagelang Buckelwale vor Hawaii beobachtet und war von der schier unglaublichen Größe fasziniert. Das ist unser Tag, denn
wir ergattern dann noch den einzigen Zeltplatz mit Meerblick auf dem Les Dunes Campground und relaxen in unserer Hängematte bei der besten Aussicht die man haben kann. Glücklicher könnten wir in keinem
Hotel der Welt sein. Besser geht’s nicht.
Eigentliche wollten wir nicht so viele Städte auf unserer Tour, die Natur ist uns sonst weit lieber. Bevor wir zurück in die USA fahren wollen, halten wir für zwei Tage
in Montreal. Mit 1,6 Millionen Einwohnern ist Montreal nicht gerade klein und unterscheidet sich von anderen nordamerikanischen Städten erst einmal wenig. Es sind hier weniger die großen
Attraktionen die auffallen, eher die Kreativität der Bewohner oder den Luxus einen wilden Park, wie den Parc du Mont Royal, so zentral zu haben. Auch die Promenade entlang des St.
Lorenz Stroms mit netter Cafes, Streetfoodmarkt und Museen macht Spaß. Vom Quai Jacques Cartier aus setzen wir per Boot über auf die im Strom liegende Ile Saints Helene. Seit der Expo 67 thront
die Kuppel des Biosphären-Museum ganz stylisch im Park der Insel. Jetzt gerade im Sommer finden hier im Park fast wöchentlich riesige Festivals statt. Nur wenige Meter weiter liegt der
Circuit Gilles Villeneuve, der Formel 1-Kurs Kanadas mit seinem in der Mitte liegenden Casino.
Im Winter schlägt das Herz der Stadt im Untergrund. Unzählige Tunnelgänge verbinden etliche unterirdische Malls miteinander. Das ist jetzt nicht so nach unserem Geschmack, gerade weil ausnahmsweise mal die Sonne scheint. Deswegen joggen wir lieber über den sausteilen Hang des Parc du Mont Royal und genießen jeden Meter im dichten Wald.
Am Abend zeigt sich Montreal noch einmal ganz anders. Gerade in den Straßen um den Place des Arts boxt der Papst. Die abgeranzten Straßenzüge vom Nachmittag mutieren jetzt am Abend zu der Partymeile schlechthin. Die Häuser und Höfe sind mit geschmackvollen Wandbildern und Graffiti verziert, andere Bausünden wirken plötzlich mit cooler Licht- und Lasershow, nicht mehr so unsympathisch. Kurz vor Mitternacht holen wir uns noch unsere absolut nötige Fußmassage in Chinatown ab, bevor es morgen früh wieder Richtung USA geht.
Unsere Meinung zu Quebec und Montreal:
Auf unseren ersten Metern in Kanada waren wir schon etwas enttäuscht, aber wurden dann doch durch die wirklich tollen Städte aufgeheitert. Wie schon erwähnt bräuchten wir, um den Osten Kanadas richtig kennenzulernen, noch einmal vier Wochen. Viele viele Naturschönheiten mussten wir dieses mal leider vernachlässigen um nicht zu hetzten. Auch wenn es manchmal wirklich schade ist, müssen wir aus Zeitmangel manche Orte opfern um entschleunigt zu reisen. Unser Turn nach Tadoussac war sicherlich eins unserer ganz großen Highlights, was wir nicht missen wollen. Überrascht hat uns Montreal mit seinen vielen versteckten Schönheiten. Wie schon erwähnt, waren es nicht die großen Attraktionen, sondern mehr die keinen Impulse die wir zur richtigen Zeit bekamen.
Tipps zur Einreise nach Kanada auf dem Landweg:
Die Einreise von den USA nach Kanada verlief völlig unproblematisch. Man wird am Schalter des kanadischen Zolls freundlich begrüßt, bekommt seinen Stempel in den Reisepass und ist drin. !!!Achtet
aber lieber noch einmal auf euren US-Stempel, ob ihr wirklich einen habt, sonst gibt es Probleme bei der Rückreise!!! Zurück in die USA verlief die Einreise ähnlich einfach und nicht weniger
freundlich. Man führt ein kurzes Interview (was man in Kanada gemacht hat, wie lange man drüben war ect) und ist dann auch schnell durch.
Ich habe beide Seiten des Zolls nach unserem Mietwagen befragt, ob sie den Vertrag sehen wollen, die Papiere ect. aber keiner wollte irgendetwas. Fragt vorsichtshalber euren Vermieter,
ob ihr mit dem Mietwagen nach Kanada dürft. Es kann nicht schaden.
Campen im Bärenland:
Zugegeben, in den ersten Nächten hat man ein etwas komisches Gefühl. Informiert Euch am besten an Rangerstationen über die verschiedenen Verhaltensweisen, solltet Ihr einem Bären oder Berglöwen begegnen.
Zu eurer Beruhigung kann ich sagen, dass die Chance von Berglöwen angegriffen zuwerden sehr gering ist. Viele Wildnisbewohner erzählten uns, dass sie oft jahrelang keine zu Gesicht bekommen. Bei Bären jeglicher Art sieht das etwas anders aus. Grizzlys und Schwarzbären sind überall.
Auch wenn Euch das alles vielleicht verunsichert - zelten im Bärenland ist fantastisch und auch nicht so gefährlich wie es sich anhört, wenn Ihr gewissenhaft und respektvoll seid.
Wenn Ihr unterwegs auf Bären trefft, gibt es verschiedene Regeln die Ihr befolgen müsst. Wir sind einige Male in diese Situationen gekommen und waren zum Glück immer sehr ruhig und haben alles befolgt, was die Ranger uns geraten hatten. Informiert Euch an den Rangerstationen über die verschiedenen Verhaltensregeln bei Grizzlys, Schwarzbären und Pumas und dann wird's schon klappen mit eurem Wildnisabenteuer.
Hi ich bin Jens. Ich reise schon mein ganzes Leben. Anfangs zeigte mir meine Familie Europa, später musste ich raus in die Welt. Ähnlich wie die meisten Menschen, beschränken sich meine Ausbrüche aus dem Alltag auf wenige Wochen im Jahr. Mit meiner Seite möchte ich Euch zeigen, dass es manchmal nicht soviel Zeit und Geld braucht, um ferne Länder zu entdecken. Seit zwölf Jahren reise ich mit meiner Freundin Suse. Zusammen suchen wir abseits, manchmal parallel der gewohnten Touristenpfade nach authentischen Orten und Kulturen. Wir lieben es zu wandern und abends in unserem Zelt unsere Freiheit auf Zeit zu genießen.